Sport-Rettungshunde (IPO-R)

 

Im Rahmen der satzungsgemäßen Gebrauchshundeausbildung wurde der Rettungshundesport in einigen Vereinen und Verbänden etabliert. Die Aktivitäten sollen sich darauf konzentrieren, einen möglichst umfassenden Wissensstand im Rettungshundewesen zu erreichen, die Kommunikation und die Ausbildung zu fördern und durch nationalen und weltweiten möglichen Leistungsvergleich den Ausbildungsstand ständig zu kontrollieren, immer wieder auszuweiten und stetig zu verbessern.

Sport-Rettungshunde werden weitestgehend nach den selben methodischen und taktischen Grundsätzen ausgebildet und geprüft, wie die Rettungshunde der Einsatzstaffeln in den Hilfsorganisationen. In keinem der sporttreibenden Vereine und Verbände gibt es eine Rettungshunde-Einsatzstaffel o. vglb.

Der Konzeptgedanke der Vereine ist der, dass Menschen sich mit ihrem Teampartner Hund für die Rettungshundearbeit interessieren und im Verein  begeistern können. Wer dann sozusagen "Blut geleckt" hat und sich weitergehend engagieren will, weiß was auf ihn zukommt, wenn er einer Hilfsorganisation beitritt.

Grundsätzlich sind einige Überlegungen anzustellen, bevor man sich der Rettungshundeausbildung widmen möchte.

-1- Hund und Mensch müssen geeignet sein.

     Rettungshundeausbildung erfordert geistige und körperliche Fitness, Fleiß, Zuverlässigkeit und

     Teamarbeit in verschiedensten Geländetypen (Wald, Moor, Gruben, Trümmer etc.) bei jedem Wetter in

     jeder Jahreszeit. Mensch und Hund müssen arbeitswillig sein und Spaß an der Arbeit in der Natur

     haben. Der Hund sollte keinen ausgeprägten Jagdtrieb haben und für die körperlich belastende Arbeit

     geeignet sein. Ein Bernhardiner ist wenig geeignet für die Trümmersuche und ein Mops nicht geeignet

     für die Flächensuche. Der Mensch muss "geländegängig" sein, denn er muss seinem Hund überall hin

     folgen können.

-2- Rettungshundeausbildung kostet Zeit und Geld

     Die Ausbildung von Rettungshunden kann nur im Team zielführend sein. Wenn 5 Hunde mit ihren 5

     Menschen trainieren, dann kommt jedes Hund-Mensch-Team nur 1/5 der Trainingszeit zugute. In der 

     anderen 4/5 Zeit hilft man den weiteren Teams und lernt dabei mit. Teamfähigkeit und Teamarbeit ist

     unabdingbar. Diven und überehrgeizige Menschen haben schon viele gute Gruppen zerstört.

     Hinzu kommt der wirklich entscheidende Faktor des Trainingsgeländes. Die Ausbildung von Hunden

     wird kaum irgendwo in der Natur erlaubt. Die Hunde müssen in wechselnden Geländen trainiert

     werden, damit sie sich nicht stereotyp auf ein Gelände "einstellen". Daraus ergibt sich, dass das RH-

     Training an wechselnden Orten stattfinden muss und somit einige Fahrtzeiten und -strecken (= Benzin-

     kosten) zusammenkommen.

In dem privaten RH-Trainingstreff, mit dem wir trainieren, organisieren wir das Training wie folgt:

+ Treffen an Treffpunkten zwischen 5 und 30 min vor Trainingsbeginn zur gemeinsamen Anfahrt

+ Trainingszeit (netto) grundsätzlich am Sonntag von 14:30 bis max. 17:00

+ gemeinsame Zwischen- und Schlussbesprechung

+ Ziele werden gemeinsam erreicht:

                          alle helfen allen, keiner arbeitet allein,

                          keiner kommt später, keiner geht früher und

                          keiner nimmt Gemeinschaftsressourcen nur für sich und seine Ziele !

 

Ein bis zwei Anfänger-Teams, die Interesse haben, könnten wir sicher noch mitmachen lassen. (Kontakt)

Inzwischen (Stand 07.05.2017) trainieren wir in unserer Gruppe mit 13 Hunden. Erfahrene Teams, die uns höflich ansprechen, dürfen gerne gelegentlich als Gast teilnehmen (Kontakt).

Die Ausbildung von Sport-Rettungshunden kann rein aus Spaß an der Freude betrieben werden; sie kann aber auch bis in Prüfungen geführt werden.

Folgende Prüfungssparten u. -stufen können gem. Internationaler Prüfungsordnung für Rettungshunde (IPO-R), die von der Internationalen Rettungshundeorganisation IRO vorgegeben ist, abgelegt werden:

Rettungshunde-Eignungstest Version Fährte RH-F E

Rettungshunde-Fährtenprüfung Stufe A RH-F A

Rettungshunde-Fährtenprüfung Stufe B RH-F B

Rettungshunde-Eignungstest Version Fläche RH-FL E

Rettungshunde-Flächenprüfung Stufe A RH-FL A

Rettungshunde-Flächenprüfung Stufe B RH-FL B

Rettungshunde-Eignungstest Version Trümmer RH-T E

Rettungshunde-Trümmerprüfung Stufe A RH-T A

Rettungshunde-Trümmerprüfung Stufe B RH-T B

Rettungshunde-Eignungstest Version Lawine RH-L E

Rettungshunde-Lawinenprüfung Stufe A RH-L A

Rettungshunde-Lawinenprüfung Stufe B RH-L B

Rettungshunde-Eignungstest Version Wasser RH-W E

Rettungshunde-Wasserprüfung Stufe A RH-W A

Rettungshunde-Wasserprüfung Stufe B RH-W B 

... im SV: RH1 F

... im SV: RH2A F

... im SV: RH2B F

... im SV: RH1 FL

... im SV: RH2A FL

... im SV: RH2B FL

... im SV: RH1 T

... im SV: RH2A T

... im SV: RH2B T

... im SV: RH1 L

... im SV: RH2A L

... im SV: RH2B L

... im SV: RH1 W

... im SV: RH2A W

... im SV: RH2B W


Daraus ergibt sich, dass sich das Training in zwei Hauptbereiche gliedert:

 Abteilung A :  Nasenarbeit                                    RHE(1): 100 v. 200; RHA u B(2A u. B): 200 v. 300 Pkt

 Abteilung B :  Unterordnung und Gewandtheit RHE(1): 100 v. 200; RHA u B(2A u. B): 100 v. 300 Pkt

In unser RH-Trainingsgruppe bilden wir z. Zt. ausschließlich Flächenhunde aus.

Abteilung A :  Nasenarbeit (Beschreibung vorrangig für Flächenhunde) 

Für die Ausbildung in der Nasenarbeit müssen zunächst einmal zwei wesentliche Fundamente erstellt und überprüft werden.

-1- Der Hund muss verstehen, was wir uns von ihm wünschen: Er/Sie muss finden wollen.

     Dafür gibt es verschiedene Techniken und Verfahren, die wir anwenden. Auf jeden Fall werden unsere

     Hunde so ausgebildet, dass es für sie ein großartiges Spiel ist. Zwang ist tabu.

-2- Wir müssen herausfinden, welche Verweisart für den Hund die richtige ist und sie dem Hund vermitteln.

     Als Verweisart sind anerkannt:

     -a- Verbeller: der Hund bellt anhaltend und richtungsweisend innerhalb eines 2-m-Bereiches am

          "Opfer", bis der Hundeführer dazugekommen ist und das Bellen einstellen lässt.

     -b- Bringsler: der Hund nimmt innerhalb eines 2-m-Bereiches am "Opfer" ein mitgeführtes Bringsel auf,

          kehrt zum Hundeführer zurück und führt diesen angeleint zum "Opfer".

     -c- Freiverweiser: der Hund kehrt von innerhalb eines 2-m-Bereiches am "Opfer" zum Hundeführer

          zurück und pendelt dann zwischen Hundeführer und "Opfer" bis der Hundeführer angekommen ist.

In unser Trainingsgruppe bilden wir fast ausschließlich Verbeller aus; in der Ausbildung der anderen Verweisarten haben wir wenig Erfahrung, bilden uns aber fort und experimentieren gerne.

Wenn die Fundamente "ausgehärtet" sind, dann kann mit der Ausbildung der einzelnen Säulen der Rettungshundearbeit begonnen werden:

Säule 1 : Lenken

               Der Hund muss sich im Gelände - zumindest grob - lenken lassen, d. h. er muss durch den

               Hundeführer gezielt in Bereiche geschickt werden können, damit kein planloses Herumgesuche

               entsteht und so Geländeabschnitte nicht abgesucht werden.

               Neueinsteiger dürfen sich darauf einstellen, zunächst ggf. ein Jahr lang nur zu trainieren, ihren

               Hund 70 m in eine bestimmte Richtung zu schicken. Säulen 2 und 3 werden dabei zunehmend

               integriert. "Echte" Suche kann erst stattfinden, wenn der Hund zuverlässig lenkbar ist.

Säule 2 : Riechen

               Der Hund muss sich in der Stöbersuche durch aufgenommene menschliche Witterung vom "Plan"

               abbringen lassen, um zum Erfolg zu kommen: Das Spiel oder die Belohnung

Säule 3 : Bellen

               Der Hund muss so lange bellen und beim "Opfer" bleiben, bis er Erfolg hat: Spiel oder Belohnung

Säule 4 : Rennen

               Der Hund muss einen starken Finderwillen als Motivation und eine gute Kondition als "technische"

               Voraussetzung haben, um auf 4-5ha mindestens 40 min lang zu suchen und 4 "Opfer" jeweils

               mind. 3 min lang zu verbellen.

Abteilung B :  Unterordnung und Gewandtheit (Beschreibung vorrangig für F, FL u. T)

Die Präsentation einer freudigen Teamarbeit als "Unterordnung" ist selbstverständlich wie in anderen Bereichen der Gebrauchshundeausbildung gefordert.

Neben den Klassikern "Sitz", "Platz" und "Fuß" präsentieren Rettungshunde einige Gewandtheitsübungen, die aus dem Einsatzgeschehen entlehnt und in sportliche Übungen stilisiert und geformt werden.

Begehen einer starren Holzbrücke

30cm breit, je 100cm Auf- u. Abgang, 400cm lang und 40cm hoch auf 2 Auflagepunkten.

RHE(1)

Begehen eines unebenen Geländes

300 x 300cm breit, Trümmercharakter

RHE(1)

 

Überwinden von 3 Hindernissen

1x 40cm, 1x 60cm u. 1x 80cm hoch.

Abstand je 10 Meter; Hunde dürfen aufsetzen.

RHE(1)

Durchkriechen eines 6-m-Sacktunnels

50cm Durchmesser, 300cm fester Tunnel u. 300cm loser Sacktunnel.

RHE(1) u. RHA u B(2)

Tragen und Übergeben

Hundeführer nimmt seinen Hund auf, trägt ihn, übergibt ihn an fremde Person, die den Hund ca. 10 m wegträgt und absetzt. Danach abrufen und herankommen mit Vorsitz.

RHE(1) u. RHA u B(2)

Foto: DELTA bei der VDH RHDM 2015, 89 Pkte in Abt. B

Lenkbarkeit auf Distanz (Detachieren)

Gleichseitiges Dreieck 40m Kantenlänge,

3 Tische ca. 100 x 100 cm u. max. 60 cm hoch

Mittelmarkierung und Startmarkierung

RHA u B(2)

Foto: DELTA bei der VDH RHDM 2014, 84 Pkte in Abt. B, 12. Platz

Distanzkontrolle

Keine Geräte.

Sitz a. d. Bewegung, aus 30m Heranrufen und Ablegen im Lauf. Aufstehen lassen aus ca. 15m und dann heranrufen mit Vorsitz.

RHA u B(2)

Bringen eines Gebrauchsgegenstandes

Analog zu BGH und IPO.

Frei wählbarer gebrauchsfertiger Gegenstand, z. B. Regenschirm, Kochlöffel o. ä.

RHA u B(2)

Begehen einer Leiter

120cm Aufgang, Leiter 50cm breit, 400cm lang u. 50cm hoch. Leiter muss bis zum Ende frei begangen werden; Hund wird heruntergehoben.

RHA u B(2)

Begehen einer beweglichen Fassbrücke

30cm breit und 400cm lang; Auflage auf 2 Fässern/Rollen 40cm hoch; 25cm Längenspiel. Hund muss aufspringen und verharren, weitergehen auf Signal und am Ende auf Signal abspringen.

RHA u B(2)